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So fing das an. Anfang Juli entdeckte ich kurz vor Sonnenuntergang dieses schmusende Liebespaar auf unserem   „Kleefeld“ (lieben Gruß an alle Kleefelder*innen).

Ich stand da etwa zehn Minuten lang und es passierte nichts, weil sie mich bemerkt hatten. Sie bewegten sich nicht. Null. Also, dachte ich, hol ich mir schnell ein Bier aus dem Kühlschrank und schaue nach, wie das weitergeht. Hat nicht mal eine Minute gedauert, beide Igel waren weg.

Ich hab ihnen viel Spaß gewünscht.

Später kamen mir so einige Gedanken. Die Igel leben hier in der Kolonie, ich nicht. Also sollte ich auf die Tiere Rücksicht nehmen und versuchen, sie nicht zu stören. Ich fing an, Informationen zu sammeln.

Igel brauchen eine intakte Umgebung. Sie ernähren sich von Insekten, kleinen Schnecken, Eiern von Bodenbrütern, Asseln, Engerlingen, jungen Mäusen etc..

Jegliches im Garten ausgebrachte Gift macht ihre Beute zur Todesmahlzeit. Weiterhin brauchen sie die Möglichkeit, sich tagsüber verstecken zu können, da sie nachtaktiv sind. Laub- und Reisighaufen, Hecken und Büsche sind da willkommen. Teiche sollten eine flache Uferzone haben, damit alle Tiere, die dort vielleicht hinein fallen, wieder hinaus können. Igel müssen in die Nachbargärten gelangen können, da ihr Revier größer ist, als unsere Gärten sind. Die eine oder andere Lücke im Zaun ist da hilfreich.

Im Oktober kann man, mit etwas Glück und wenn man seinen Garten nicht taghell illuminiert hat, nachts Eltern und Kinder unser stacheligen Nachbarn beobachten, wir hatten das Vergnügen! Wenn man still sitzt, fürchten sie sich augenscheinlich auch nicht vor uns sondern machen ihre Igelsachen.

Bald fängt für die Igel der Winterschlaf an. Dazu müssen sie es geschafft haben, sich genug Speck anzufressen, damit sie den Winter überleben. Ein erwachsener Igel sollte nicht unter ca. 1000 Gramm wiegen, ein junger Igel vor dem zu Bett gehen ca. 600 Gramm. Ist ein Igel nicht insgesamt schön rund, hat er wahrscheinlich ein Problem. Also wenn das Hinterteil zu schmal ist und das ganze Tier eher birnenförmig aussieht. Dann kann man versuchen, die Tiere mit Futter zu unterstützen.

Und da sind wir bei der Überschrift! Es geht immer wieder und schon zu Zeiten meiner Oma das Gerücht um, dass Igel sich über Haferflocken, alte Äpfel und anderes Obst freuen. Das stimmt nicht! Nagt ein Igel an altem Obst, hat er womöglich Durst. Das Verdauungssystem der Igel ist ausschließlich ausgelegt für die Verdauung tierischen Eiweißes. Außer Milch. Mit Milch kann man auch einen gesunden Igel umbringen, er bekommt davon einen heftigen Dünnpfiff. Genau deshalb richtet Milch bei einem schon geschwächten Igel einen erheblichen Schaden an. Man kann Igel füttern mit Rührei (ohne Salz, Petersilie und Milch) und Mehlwürmern oder Katzenfutter ohne Glibber und Soße.

Ein Igel ist ein Wildtier und steht deshalb unter besonderem Schutz. Man darf nicht einen irgendwo gefundenen Igel aus seiner natürlichen Umgebung entfernen und bei sich zuhause in den Garten setzen, um ihn dort aufzupäppeln. Ist ein Tier augenscheinlich zu schwach oder verletzt, kann man einen Tierarzt um Hilfe bitten oder es in eine Auffangstation für Igel bringen. Ansonsten muss man ihn wieder dahin zurück bringen, wo man ihn aufgelesen hat.

Dann noch die Sache mit den Rasenmährobotern! Igel flüchten nicht wenn etwas Bedrohliches auf sie zukommt, sie igeln (sic) sich ein. Dann kann der Roboter sie erheblich verletzen oder verstümmeln. Braucht man solche Geräte im Kleingarten? Wenn man das glaubt, sollte man die Roboter wenigstens nur tagsüber mähen lassen, dann werden sie wahrscheinlich wenigstens keine Igel verletzen.

Igel freuen sich auch über Winterquartiere, die man mit ein wenig Geschick selbst bauen oder kaufen kann. Sie sollten an einem ruhigen, geschützten Platz im Garten aufgestellt werden. Bauanleitungen findet Ihr im Internet. Die Fachberater sind Euch aber auch gerne behilflich.

Lasst uns das bisschen Natur, welches wir hier noch haben, gemeinsam bewahren!

Stefan Petri, Pressewart und Fachberater

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