Liebe Gartenfreundinnen, liebe Gartenfreunde
die Zeit der Kirschernte ist für viele Kleingärtner*innen die schönste Zeit des Gartenjahres. Endlos viele leckere Kirschen, die man naschen und zu lauter leckeren Sachen verarbeiten kann, …wenn da nicht die Stare wären. Ein Schwarm hungriger Stare kann einen Kirschbaum in kürzester Zeit „abernten“.
Es gibt verschiedene Methoden, die das verhindern können. Dabei muss man sich aber vor Augen führen, dass Stare sehr findig und lernfähig sind und sich an die meisten Abschreckungsmaßnahmen gewöhnen können.
Sturnus vulgaris im Anflug. Oder einfach: Die Stare kommen…
Folgende Maßnahmen werden empfohlen:
- Die klassische Vogelscheuche
Die alte Gartenhose, der zu eng gewordene Pulli, die hässliche Wintermütze mit den Ohren, das Ganze zusammengetackert, auf einen Bügel gehängt und im oder neben dem Baum möglichst leicht beweglich aufgehängt. Hilft meines Wissens aber nicht lange wenn man nicht selbst ab und zu anwesend ist und die Vögel persönlich verjagt.
- Flatterbänder
Stare sind schreckhaft. Bunte Bänder aus Stoff oder Folie, schön frei im Baum verteilt, können die Vögel beim Fressen stören, weil sie ständig auf die Bewegungen achten müssen. Das haben sie nicht so gerne. Bitte aufpassen, dass die Folien nicht vom Wind zerrissen werden und sich dann in der Gegend verteilen.
- Lichtreflexe
Es gibt sehr schöne reflektierende Lichtelemente zu kaufen (Geschmackssache). Spiegelfolien, alte CDs, glänzende Bleche und mit Wasser gefüllte kleine PET-Flaschen tun es auch. Alles so aufhängen, dass der Wind es leicht bewegen kann.
- Attrappen
Krähen- oder Raubvogelattrappen mögen die Stare nicht. Sie müssen aber auch beweglich angebracht werden oder ständig umgesetzt werden, weil die Vögel nicht lange auf unbewegliche „Feinde“ reinfallen.
- Vogelschutznetze
Prinzipiell: Bei großen Kirschbäumen ist es so gut wie unmöglich, das Netz fachgerecht anzubringen. Fadenstärke und Maschenweite müssen stimmen (beim NABU nachfragen). Man muss darauf achten, dass die Netze straff gespannt sind und bleiben. Die Vögel finden jede Lücke, und sind sie drin, finden sie nicht wieder raus und verenden jämmerlich. Man ist verpflichtet, ständig zu kontrollieren, dass sich kein Vogel verfangen hat. Das Netz darf nicht am Boden hängen oder liegen, weil sich Igel verfangen können.
Alle Vögel sind durch das Bundesnaturschutzgesetz vor Verletzen und Töten geschützt. Kommt ein Vogel im Netz zu Tode kann das mit einem hohen Bußgeld belegt werden.
Wenn der Kirschbaum so klein ist, dass man das Netz ohne große Probleme zu Zweit drüber bekommt, kann man es in der Regel auch unten am Stamm dicht verschließen. Bei großen Bäumen kann man sehr sicher einzelne Äste einnetzen. Man kommt ja sowieso ganz oben nicht zum Ernten dran und braucht auch nicht so große Netze.
- Lärm & Ultraschall
Ersteres verbietet sich in einer Kleingärtnerkolonie von selbst, letzteres ist kompliziert, teuer und nervt natürlich auch alle anderen Tiere. Außerdem reagieren empfindliche Menschen ebenso auf Ultraschall.
- Der elegante Weg
Man hänge einen Starenkasten direkt in den Kirschbaum!
Stare verteidigen den Luftraum um ihren Kasten und einen gewissen Bereich des Bodens darunter gegen Nahrungskonkurrenten, auch aus der eigenen Art. Das Brutpaar wird vehement „seinen“ Kirschbaum vor der anfliegenden Horde verteidigen. Man verliert nur einige wenige Früchte an seine Aufpasser.
Wenn man ein Starenpärchen im Garten hat, ist immer was los. Der Hahn verbringt immens viel Zeit damit, auf sich aufmerksam zu machen. Es ist erstaunlich, wie viele Geräusche er zum Verwechseln ähnlich nachmachen kann. Greifvögel, Spatzen, Amseln, Handyklingeltöne, Rasenmäher, Windspiele und lauter Sachen, die ich nicht kenne. Stare sind, abseits ihres Brutreviers, sehr gesellige Vögel. Mehrere Paare ziehen oft gemeinsam mit ihren Jungvögeln durch die Gärten und vertilgen große Mengen Kleingetier. Dadurch helfen sie uns das ganze Jahr fleißig bei der Schädlingsbekämpfung. Zur Belohnung, so finde zumindest ich, dürfen sie sich gerne ihren Anteil an der Obsternte abholen…
Ein Starenkasten ist so gebaut wie ein normaler Nistkasten, nur geräumiger. Er sollte katzensicher sein. Das Einflugloch muss einen Durchmesser von 45 mm haben. Er sollte in mindestens drei Metern Höhe mit Einflugrichtung Südost aufgehängt werden.
Gute Kirschernte und viel Spaß mit unseren „gefiederten Freunden“ (Bernhard Grzimek) wünscht
Stefan Petri
stellv. Vorsitzender und Fachberater
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